Wohnen im Asyl Steinheim an der Murr
Steinheim an der Murr
2016

Die Stadt Steinheim suchte nach einem geeigneten Wohnstandort für Flüchtlinge in Anschlussunterbringung und in Nachnutzung für sozial schwache Familien. Zur Diskussion standen mehrere Standorte in der Stadt, jeweils eingebunden in ein städtebaulich gewachsenes Umfeld sowie eine Containerlösung am Bahnhof. Die Entscheidung fiel zugunsten des bebauten Grundstücks am Übergang zum mittelalterlichen Stadtkern. Das historische, direkt an der Stadtmauer stehende Wohnhaus mit ehemaligen Schafställen wurde über die Jahrzehnte mehrfach umgebaut. Zuletzt 1947 ebenfalls für Flüchtlinge und stand nun zum Abriss frei. Der aus unserer Sicht wichtige Baustein zur Arrondierung der vorhandenen städtebaulichen Struktur definiert einen Kreuzungspunkt. Die nordwestliche Außenwand steht auf der historischen Stadtmauer, die als Natursteinsockel über zwei weitere Seiten bis zur Straßenfassade führt und noch immer geschichtliche Spuren zeigen darf.

Der Natursteinsockel dient nun als Footprint für den Umbau im Bestand. Damit rückt ein Stück historische Authentizität in den visuellen Vordergrund und stärkt das Gebäude. Die Obergeschosse und das Dach wurden abgetragen und durch eine Holzrahmenbauweise ersetzt. In 6 Kleinwohnungen finden nun 31 Menschen ein neues Zuhause.

Die Qualität des Wohnens beginnt bereits an der Straße. Der teilweise rückgebaute Natursteinsockel ermöglicht einen überdachten Zugangsbereich. Hier lädt ein einfacher Sitzblock zum Verweilen und zu einem kleinen Schwätzchen mit den Wohnungsnachbarn ein. Am kleinen Platz gegenüber wächst eine Linde heran. Erinnerungen werden wach an ländlichem Leben vergangener Zeiten, als sich die Menschen vor dem Haus auf der Bank und im Schatten einer Linde niedergelassen haben, um den Sommerabend gemeinsam zu genießen. Hoffentlich hilft es den Menschen etwas Halt in der Fremde zu bekommen und ein Stück sozialer Lebensqualität wiederzuerlangen.